Montag, 5. August 2013

Über die Schönheit des Glücks

Ich möchte so gern beschreiben, was ich erlebe, aber ich habe eine solche verdammte Angst, das irgendwie zu beschädigen.

Ich schleiche um diese besondere Geschichte, wie um ein kostbares Juwel. Einem Freund erzählte ich sie. Seine Augen leuchteten und er gestand mir, mich zutiefst um dieses Erlebnis zu beneiden.



Glück durchströmt mich wie Musik.
Ich tanze. Erst tanze ich ganz klein. Ich höre nur auf den Spieler der Bongos und bewege mich zart danach. Die anderen Musiker haben es noch nicht wahrgenommen. aber doch, der Mann am Schlagzeug jetzt auch.  Hart und entschlossen mischt er sich dazu. Ich greife die neuen Töne dankbar auf und wandele sie in Bewegung. Andere Musiker stoßen dazu, es wird heftiger, immer heftiger und ich fühle mich schon durch die Musik herumgeschleudert, als der Mann am Schlagzeug, ich erinnere mich nicht wie, das Ganze wieder herunterfährt.
Ich sehe die Musiker nicht, ich höre und sehe Instrumente. Sonst nichts.
Ich stehe allein auf der Tanzfläche, komme herunter und erhole mich. Die Musik scheint mich einen Moment zu wiegen. Ganz ganz vorsichtig beginnt sie, mich wieder zu tragen. Viel sensibler nehmen wir jetzt an, was passiert, weil wir wissen was passiert.

Ein sehr kurzer Blick zum Bongospieler und er gibt mir seinen Rhythmus. Meine Beine bewegen sich von allein. Jetzt steigen Gitarren ein und Instrumente, die ich weder sehe, noch bewusst wahrnehme. Die Musik nimmt an Fahrt auf, wird heiß und heißer. Mein Körper kennt die Bewegungen dazu.Tanzstile weiß ich plötzlich zu tanzen, als hätte mir jemand ein Programm geladen. Ich sehe für Millisekunden das Bild der Tänzer und fühle wie die Musik meinen Körper übernimmt. Fast schon nehme ich nur noch meinen Körper wahr, wie er von allein auf all das reagiert.
Da höre ich seine harten Schläge dagegen: Bamm Bamm Bamm Baaa, Bamm Bamm Bamm Baaa, Bamm Bamm Bamm Baaa. Er verdrängt den Bongospieler.
Mir gefällt das, aber ich lasse das nicht zu. Nicht so leicht, nicht einfach so. Ich halte zu den Bongos.  Noch sind auch alle anderen Musiker dort. Doch sie  brechen weg, halten ihm nicht Stand. Ich tanze und solange du da bist, Bongo, bin ich bei Dir.
Und jetzt tanze ich Sein Lied. Hart wird es und schön. Völlig andere Bewegungen. Ich genieße das Kraftvolle, sehr bestimmt dominiert es mich.
Aber schon sind sie wieder da, die zarteren Töne der Bongos.  Mein Körper weiß wie das geht, beide zu tanzen.
Verliert die Musik ihren Faden? Bilde ich mir das alles nur ein? Was passiert hier? Wo bin ich, was tue ich hier?
Es sieht aus, als holte ich nur kurz etwas, als käme ich zurück, ich glaube das selbst auch, ich komme zurück. Die Musik begleitet mich, als sei sie darin sicher, ich käme zurück.

Doch meine Zweifel sind größer, als der Wunsch, diesen Augenblick auszukosten. Rede mir ein, es sei okay, die Musik habe ja schon quasi aufgehört und irgendwann sei sowieso Schluss und wie soll das überhaupt enden?
Ich drehe mich nicht einmal mehr zu ihnen um. Ich erkläre mich für unbeteiligt an diesem Geschehen und gehe. Gehe in der Sicherheit, keiner würde mich vermissen.

Dann höre ich sie.
Sie sehen mich nicht mehr.
Krach schwillt an, lauter und immer lauter. Der Krach vereinigt sich: Bamm Bamm Baa,
Bamm Bamm Baa,
Bamm Bamm Baa,
Bamm Bamm Baa, lauter und lauter ALS RIEFE ER MICH: Bamm Bamm Baa.

Sie können nicht sehen, dass ich wie versteinert  mit offenem Mund dastehe. Für mich sind es Worte: Bamm Bamm Baa, Bamm Bamm Baa.
Plötzlich, nach einer kleinen gefühlten Ewigkeit, ist es vorbei.
Kein Ton mehr.
Gar kein Ton mehr.
Ich fühle wie mein Herz bricht, aber ich kann nicht zurück.
Die Musiker spielen an diesem Tag nicht noch einmal.

Später suche ich den Namen der Band. Es gibt keinen. Es sind Musiker, die sich nur für diesen
Moment fanden.
Ich bin unendlich glücklich und unglücklich zugleich.

Ich entschließe mich dazu, es sie wissen zu lassen und bemale eine Wand. Darauf steht mit weißer Farbe: Komm zurück! Komm zurück ! Komm zurück ! Dazu male ich eine Träne.

Jemand schaut auf meine weißbeschmierte Hand und lächelt mich tief und zärtlich an. Ein anderer nimmt diese Hand und küsst sie. Ich erkenne sie, alle beide.

Bin ich die glücklichste Frau auf dieser Welt? Wer dies bezweifelt kann wohl selbst kaum glücklich sein.