Samstag, 27. Oktober 2012

Demut und Arroganz

Ich bin ein anderer Mensch.
Meine Welten ändern sich täglich. Ich komme kaum nach, all das zu erfassen.
Weiß Gott möchte ich mit niemandem auf der Welt tauschen. Ich zu sein, ist das Spannendste, was ich mir momentan vorstellen kann. Herausforderungen, die ich mir vor einem Jahr nicht hätte vorstellen können. Nicht alles schön und angenehm, vorallem auch nicht leicht. Alles. Leben. Lebendigkeit. Ich bin mutig und wachse andauernd über mich hinaus. Ich finde Lösungen für Situationen mitten in der Schraubpresse. Ich sehe Schönheit, der ich in meinem bisherigen Leben nie begegnet bin. Träume erfüllen sich, andere sterben. Gefühle aller Farben und Geschmacksrichtungen. Das Ganze extrem anstrengend und herrlich zugleich.
Menschen, von denen ich mich mit Leichtigkeit entferne, Menschen, in deren Nähe ich bleibe, auch wenn niemand außer mir selbst einen Sinn darin erkennen kann.
Dankbarkeit und tief empfundene Demut. Messerscharfe Wahrnehmung und analytisches Denken. Dumme, verführerische Arroganz und Gefahr, alles zu verlieren.
Nach wie vor hab ich keine Ahnung vom Leben. Ich weiß vorallem nicht, wer all dies wissen will und wofür. Die einzige Antwort, die ich darauf hab: Gott kann sich nicht alleine kitzeln.
Das reicht mir nicht. Es muss noch etwas passieren. Wage stelle ich es mir vor.
Ich hab noch Aufgaben zu erledigen. Nicht wenige. Auch Fleißarbeit.
Es wird überirdisch. Oder auch nicht. Ansprüche haben ist gut.
Halt mich fest, es geht alles so schnell.
Zehn Leben in einem Leben und viel zu wenig Seele, all das zu teilen.
Ich bin froh, dass es Dich gibt.




Samstag, 13. Oktober 2012

Wenn Du willst




Es fühlt sich anders an. Nicht besser, nicht schlechter, einfach anders.  In mir haben sich spürbare Veränderungen manifestiert, Entwicklungen, die sich plötzlich rasend schnell vollziehen und stabil Teil meiner Persönlichkeit werden.
Neue Herausforderungen, die mich an meine immer neuen Grenzen führen. Mein Leben ist extrem aufregend. Jeder Tag überrascht mich mit bisher Ungelebtem und Ungefühltem.
Jemand, der mich liebt, sagt mir, wie sehr er mich beneide. Ich hätte mich im Gegensatz zu ihm immer. Ich weiß was er meint und finde er hat absolut recht.
Nicht jeder weiß mich "zu benutzen“. Die, die es wissen, bekommen etwas, worauf sie nicht verzichten möchten und in der Regel auch nicht müssen.
Es hat lange gedauert, bis ich den Wert erkannte. Ich hatte meine Lehrer.
Meine Geschichte.
Ich träumte davon, sie zu erzählen. Ich wartete lange vergeblich auf den Tag, an dem ich gewusst hätte, wie sie ausgeht. Schmunzeln. Auch würde ich ihr in keiner Weise gerecht und Worte hätte ich sowieso nicht. Sie zu tragen, in all ihren Fassetten, Widersprüchen, Farben und Gefühlen,  bin nur ich selbst in der Lage.
Als kleiner Mensch hatte ich Angst vor dem Tod. Stundenlang und immer wieder betete ich für ein möglichst endloses Leben. Die  Erfüllung  dieses Wunsches erlebe ich auf eine Weise, die ich nicht erahnte.
Die Art und Weise der Antworten auf meine Fragen verblüffen mich. Unmögliches wird möglich, aber es nimmt Wege, die ich erst im Nachhinein begreife.
Es gibt immer noch offene Fragen, die eine, die mir alles bedeutet.
Das hier ist Internet. Ich bedauere, Dir nicht genauer erzählen zu können. Vielleicht aber begegnen wir uns und wenn Du dann willst, dann nehme ich Dich mit.

Dienstag, 9. Oktober 2012

Freunde

Ich hasse irische Tänze, allein die Musik geht mir auf den Nerv und wenn ich sie nicht in einem irischen Pub, sondern bei Neonlicht unter Anleitung einer deutschen Ballettlehrerin tanzen soll. Tanzschritte, puhh, wer mich kennt...und dann auch noch rechts und links...
Ein verlorener Tag, verkackt würde ich sagen. Warum auch immer.
Freunde sind genau die Menschen, die an einem solchen Tag bei Dir anrufen und Dich bitten, sie bei irgendwas, was Dich von Deinem Mist total ablenkt, zu begleiten. Ich schaue auf mein Handy, sehe den Namen und weiß ich bin gerettet. Was machen wir? Wir probieren die Angebote der Musikschule. Zunächst spiele ich heute also Klavier. Das wollte ich schon immer. Wir haben eine bezaubernde ungarische Lehrerin, die mit ihrer Ausstrahlung allein den Wert des Monatsbeitrages aufwiegt und Berge zu versetzen vermag. Dann probieren wir Cello. Bei meinem Freund sieht das ganz wundervoll aus, er mag dieses Instrument sofort, klemmt es sich zärtlich zwischen die Beine und scheint es zu umarmen. Unermüdlich motiviert uns diese funkensprühende Frau und lobt uns für jede Winzigkeit, die wir auch nur halbwegs gut zustande bringen. Applaus und Dankbarkeit, ich möchte jetzt in die Kneipe. Aber nein, es geht weiter, jetzt wird irisch getanzt. "Orr nee, bitte nicht", aber doch. "Na gut, wenn ich schon mal da bin."
Es ist wirklich nicht meine Sache, meine Jeans viel zu eng, aber immerhin habe ich fast immer Turnschuhe bei mir und muss nicht in hohen Stiefeln oder gar barfuß tanzen. Am Anfang geht es noch und ich gebe mir wirklich Mühe. Als Partnerin erhalte ich eine Sechzehnjährige, die das seit sechs Jahren macht und genervt auf meine vor sich hinstolpernden Füße blickt. Die Ballettlehrerin strahlt Freundlichkeit aus und ignoriert mein Unvermögen. Wir erlernen tatsächlich einen ganzen Tanz in der Formation mit Wellen unter Toren durch und Handgeben, Umgreifen,  Drehung links herum, rechts herum, marschieren geradeaus und schräg zum nächsten Partner. sieben, acht, gut gemacht, von vorn....
Nein, ich werde mich ganz sicher nicht für diesen Kurs anmelden."Aber danke, sie waren eine wundervolle Lehrerin." "Ja, mit Ihnen hat mir das auch sehr viel Spaß gemacht."
Endlich sitzen wir in der Kneipe und lachen so laut und gründlich, wie schon lange nicht mehr. Es geht mir gut und ich bin glücklich. Ich lebe hier und kenne jeden Winkel dieser Stadt, aber vor allem habe ich, auch wenn das mitunter bedeutet, irisch tanzen zu müssen, wirklich gute Freunde

Inspiriert von E.N.

Die Wohnung, die ich betrete, ist ein Garten. Überall wachsen Farben wie Blumen, umspielen sich gegenseitig und gehen ineinander ein. Zwei der schönsten Lampen bleiben immer brennen, das gibt einen schönen Empfang. Glücklich zeigt sie mir jedes ihrer Zimmer, bis auf eines, das lassen wir zu. Mögen da die Schatten verborgen sein oder einfach nur Gerümpel. Die Bewohnerin spiegelt ihr Innen: Sanftmut, wildes Leben, Güte und Großzügigkeit. Jemand war hier und hat sich hinterlassen. Die schönsten Bilder, die ich je sah. Wärme, Tiefe, Klarheit und Fülle. Anbetend gehe ich von Bild zu Bild. Möchte jedes zum Lieblingsbild erklären. Dieses, ja, dieses ist's. Ja. das aber auch und das und das andere dort. Alle eben.
Eine filigran gestaltete Schachtel aus Holz, kunstvoll gefüllt mit Pigmenten. Eine Mappe mit Schriftübungen des Legasthenikers, gerahmt, gebunden und reich verziert. Ein Schrank, gezimmert aus überschäumender Freude und Licht. Fotos von Menschen in ihrer Uneingeschränktheit und Liebe. Um all das herum Farben. Alles mit allem verbunden. Und Sie.
Wir sind mitten in Berlin. Keiner ahnt einen so warm umhüllenden Ort in mitten des Treibens, so viel Licht in allen Farben und Weite. Mein Herz füllt sich  sich  mit Weite und Freiheit. Ich kann mich wieder erahnen.  Und ich hab genau dort ein neues Zuhause. Glückliche ich.

P.

Mit einer kleinen Kamera, die er auf die gegenüberliegende Häuserfront richtet, als sei dort etwas absolut Spannendes in Gange, sitzt er, wie offensichtlich täglich, in einem Cafe am Hackeschen Markt.
Du kannst mich nicht sehen, weil Du nicht weißt, dass ich da bin und mich auch nicht erkennst. So beobachte ich Dich. Du versuchst, selbstverständlich auszusehen und gibst Deinem verlorenen Dasein einen Anschein von Bedeutung und Würde.
Total abgebrannt, heruntergekommen, die sehr dominant hervorstechenden  Details  Deines zu vermeiden gewesenen Verfalls möchte ich nicht beschreiben. Ich bin erschrocken, wie sehr mich Deine Erscheinung erschrickt. Du bist doch derselbe. Nein, das bist  nicht. Derselbe hätte nichts unversucht gelassen. Auch im Unabänderlichen hätte er zu kämpfen verstanden. Derselbe war doch wie Ich!
Dann setze ich mich zu ihm. Direkt daneben.
Rums, da sitze ich und schaue ihm mitten in die Augen.
Unvorbereitet, aus dem Moment gerissen, unfair erscheint das. Ist es auch. Ich bin das Leben. Warum soll es Dir besser gehen als irgendwem sonst.
Ja, ich weiß, ich sehe viel besser aus, als Du glaubtest. Und jetzt wirst Du versuchen, Meine Lächerlichkeiten zu ergründen, aber die Chance gebe ich Dir nicht. Ich wehre mich und bin erfolgreich. Die Hilflosigkeit meines Verliebtseins ist vergangen. Liebevoll schaue ich Dir aber ungerührt in die Augen. Du suchst in meinen. Da ist nichts mehr, trotz des warmen Lächelns, woran Du einen Anker schlagen könntest.
Die Fragen, die ich stellen wollte, stelle ich wieder nicht. Mein Herz kennt die Antworten auch so.
Ich bin wütend auf Dich. Wie konntest Du nur so alt werden?
Wie konntest Du so erfolglos bleiben ohne es jemals ganz anders versucht zu haben?
Wie kannst Du es wagen, nun auch noch dieses totale Scheitern als Deinen Erfolg zu feiern?
Ich nenne das Dekadenz und sehne mich danach, zu den Menschen zu gehören, die Du als Primitive so verachtest. Du hast meinen Traum verraten. Soll ich Dir was sagen? Ohne mich warst du Nichts. Bist Du nichts. Und alles was Dir bleibt, ist dies als Das Alles zu erklären. Selber schuld, sage ich mal und bleibe  sehr traurig um Dich. Ich mag nicht sehen, was Du siehst. Ich mag nicht verstehen, was Du verstehst. Dein roter Bart, das Humpelbein, der alberne Name, den Du seit Jahren trägst, armselige Kreatur Gottes. Ihn verachte ich für dieses Elend. Nach seinem Bilde auch Du. Lächerlicher Wicht, Du! Ja, das schreibe ich. warum tust du uns das an?
Ich lasse ihn die Rechnung bezahlen und drehe mich auch nicht noch einmal um. Das sähe zu mitleidig aus.